Weniger Nährstoffe in unserem Gemüse? Wieso?

Die Nährstoffdichte in unserer Ernährung hat in den letzten 70 Jahren deutlich abgenommen.

Unsere essbaren Pflanzen, wie Gemüse, Früchte oder Weizen haben in den letzten Jahrzehnten in ihrer Nährstoffdichte abgenommen.

Vor allem nach dem 2. Weltkrieg haben wir Menschen immer bessere Methoden entwickelt, um auf einer bestimmten Fläche noch mehr Weizen, Gemüse oder Früchte anzubauen. Pro Pflanze gibt es immer mehr Weizenkörner und das Gemüse wurde immer grösser und praller. Die weltweite Weizenernte zum Beispiel hat seit 1961 auf vergleichbarer Anbaufläche um über 200% zugenommen [1].

Obwohl wir immer mehr anbauen und ernten konnten, hat die Qualität der gewonnenen Lebensmittel aber abgenommen.

Eine Studie hat in den USA den Nährstoffgehalt von 43 Früchten und Gemüse aus dem Jahr 1950 mit denselben Früchten und Gemüsen aus dem Jahr 1999 verglichen. Bei 6 von den 13 analysierten Nährstoffen, wie Proteine, Calcium oder Eisen, wurde ein deutlicher Rückgang in den Lebensmitteln festgestellt. Dabei wurde aber auch bemerkt, dass die Abnahme nicht in allen Nahrungsmitteln gleich gross war oder zum Teil sogar zugenommen hat [2].

Für den Rückgang an Nährstoffen werden primär zwei Gründe angegeben:

  1. Höherer CO2-Gehalt in der Atmosphäre durch den Klimawandel. Studien zeigen, dass dieser Anstieg dazu führt, dass die Weizenpflanzen durch die Fotosynthese mehr CO2 zu Stärke verwandeln können. Diese relative Erhöhung der Stärke führt dazu, dass sich das Verhältnis zwischen Stärke und Mineralien/ Vitaminen immer mehr zu Gunsten der Stärke verschiebt, was zu einer Verdünnung der Nährstoffe führt [3].
  2. Anpassung der Pflanzen. Bei Getreidepflanzen zum Beispiel wurde der Stiel immer kleiner gezüchtet (siehe Bild), sodass die Pflanze weniger Energie in das Wachstum investieren musste und gleichzeitig robuster wurde. Da weniger Energie in das Wachstum der Pflanze investiert wird, kann mehr Energie in Form von Stärke in den Körnern gespeichert werden [4].
Nährstoffverdünnung zwischen 1950 und 2010 © Friedli et al. 2019
© Friedli et al. 2019

Die Studien geben Aufschluss über eine stattgefundene Nährstoffverdünnung zwischen 1950 und 1999 und mutmassen, dass diese wahrscheinlich auch bis heute weiter geht.

Obwohl die Optimierung der weltweiten Ernten auch positive Aspekte mit sich gebracht hat, kann diese in unseren Breitengraden den Nährstoffmangel in unseren Körpern verstärken.

 

Wenn man sich überlegt, dass wir Menschen weniger Nährstoffe über die Pflanzen aufnehmen, wird es auch für die Tiere, welche wir wiederum essen, ähnlich sein.

 

Wenn man von einem Nährstoffmangel betroffen ist, ist es sinnvoll, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und vermehrt z.b Früchte, Gemüse und Getreide aus nachhaltigem Anbau zu konsumieren oder die fehlenden Nährstoffe zusätzlich zu supplementieren.

 

Quellen: 

 [1] https://ourworldindata.org/yields-vs-land-use-how-has-the-world-produced-enough-food-for-a-growing-population

[2] Davis DR, Epp MD, Riordan HD. Changes in USDA food composition data for 43 garden crops, 1950 to 1999. J Am Coll Nutr. 2004 Dec;23(6):669-82. doi: 10.1080/07315724.2004.10719409. PMID: 15637215.

[3] Degener, Jan. 2015. „Atmospheric CO2 fertilization effects on biomass yields of 10 crops in northern Germany“. Frontiers in Environmental Science 3. doi: 10.3389/fenvs.2015.00048.

[4] Friedli, C.N., Abiven, S., Fossati, D. et al. Modern wheat semi-dwarfs root deep on demand: response of rooting depth to drought in a set of Swiss era wheats covering 100 years of breeding. Euphytica 215, 85 (2019). https://doi.org/10.1007/s10681-019-2404-7

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